Weichenstellung in St. Peter

16.12.22

Vor genau 100 Jahren wurde in St. Peter ein Regierungswechsel vollzogen, der das Kloster nachhaltig prägte und veränderte.

Am 10. Dezember 1922 verstarb Abt Willibald Hauthaler als Abt von St. Peter, Träger vieler Auszeichnungen und einer der bedeutendsten Salzburger Landeshistoriker. Nach zehntägiger Vakanz wählte der Konvent den kunstsinnigen und welterfahrenen Petrus Klotz zum neuen Abt. Klotz setzte in seiner achtjährigen Regierungszeit mutige Projekte in die Tat um. Beide Oberen haben Bleibendes geschaffen, sodass die Erinnerung an sie stets lebendig ist.

Willibald Hauthaler (1843–1922) wurde in Nußdorf am Haunsberg als Sohn der Bauersleute Maximilian und Elisabeth Hauthaler geboren. Noch vor der Matura am k.k. Staatsgymnasium trat er in das Benediktinerkloster St. Peter ein. 1868 wurde er zum Priester geweiht und zeitweise mit der Seelsorge in den Exposituren des Klosters betraut. In Innsbruck studierte er bei den Historikern Julius Ficker und Karl Friedrich Stumpf-Brentano. 1874 wurde er Professor am Borromäum, dem er auch ca. 14 Jahre lang als Direktor vorstand. In dieser Zeit schuf er die meisten seiner historischen Arbeiten und Editionen: zu Güterverzeichnissen und chronikalen Quellen, zu den Kunstschätzen von St. Peter und vor allem zu mittelalterlichen Salzburger Urkunden. 1901 wurde Hauthaler zum Abt seines Heimatklosters gewählt, das er bis zu seinem Tod leitete. Als Abt führte er einige wichtige Bauvorhaben durch (u.a. Peterskeller, Edith-Stein-Haus). Sein sechsbändiges Tagebuch ist eine wichtige Quelle für die Hausgeschichte von St. Peter. Der berühmte Landeshistoriker Franz Martin schätzte die „große Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit“ Hauthalers sehr. Seine Grundlagenarbeiten sind bis heute von großem Wert.

Petrus Klotz (1878–1967) war gebürtiger Südtiroler und zog bereits als Schüler nach Salzburg, eventuell über die Vermittlung seiner Tante Magdalena, die 1876–1889 Äbtissin des Stiftes Nonnberg war. Acht Jahre nach seiner Priesterweihe erlangte er die Erlaubnis zu einer für Mönche ungewöhnlich langen Reise um die Welt: 1909–1916 bereiste er Afrika und Asien und schrieb darüber regelmäßige Berichte für mehr als zehn Zeitungen. Seine Eindrücke von exotischen Kulturen waren bewusst aus der Sicht eines Geistlichen geschrieben, der sich als Weltenwanderer profiliert hatte. Er war zweifach promoviert (zusätzlich zum theologischen Doktorat qualifizierte er sich ebenso in Anthropologie und Ethnologie). 1922 wurde er zum Abt von St. Peter gewählt und wurde 1927, als das Stift zur Erzabtei erhoben wurde, erster Erzabt. Er gilt als Mitbegründer der Salzburger Hochschulwochen und federführender Initiator des Kollegs St. Benedikt, dessen moderner Baustil als eine Art Symbolbild für die Ära Klotz steht. Petrus Klotz pflegte Kontakte zu einflussreichen Künstlerpersönlichkeiten und blieb auch nach seinem Rücktritt (1931) ein gesuchter Redner und Autor. Nicht zuletzt wegen seiner markanten persönlichen Erscheinung war er vielen Menschen bekannt. Eine Salzburger Journalistin beschrieb ihn 1946 als "Mann im Silberhaar mit den kühnblickenden Augen und der stets gleichen Jugendlichkeit seines Wesens."